08.07.2015

Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich gerne in der zweiten Reihe stehe. Ich bin keine Rampensau und weiß um das richtige Timing, das hat mir bisher immer prächtig geholfen, wenn es darauf ankam.
Kürzlich brachte ich im Ginkgo mein leeres Bierglas zurück zur Theke. Dies ist an der linken Seite des Ausschanks erwünscht, denn es ist nahe der Spülbecken. Rechts an der Theke werden die Bestellungen aufgegeben.
Ein stiernackiger Bayer kam kurz nach mir mit einem Bündel leerer Gläser hinzu. Doch, statt, wie ich, seine Gläser am dafür vorgesehen Ort abzustellen, marschierte er stracks zur rechten Seite, knallte, was er in den Händen hielt, polternd auf das Holz und bestellte lautstark vier Diesel, einen davon mit mehr Cola als Bier, drei Weizen und ein Pils.
Ich sagte nichts. Zwar ärgerte ich mich, doch jetzt hier Fuzz zu machen, das war es wirklich nicht wert. Der Abend war bisher schön.

Die Frau hinter der Theke wandte sich über die Zapfanlage dann jedoch: an mich.
»Noch ein Pils?«, fragte sie lächelnd.
Ich lächelte zurück, nickte und schwieg.

Der Bayer, dem sehr wohl klar war, dass seine Aktion nicht die feinste war, versuchte scheinheilig, seinen roten Hals aus der Schlinge zu ziehen.
»Hob’ I mi etwoi vor gdränglt«, sagte er und es klang nicht wie eine Frage.

»Nicht ich habe das entschieden«, antwortete ich und mein Blick suchte die Augen der Kellnerin.

Sie zwinkerte mir wissend zu.
Dann reichte sie mir das Bier.
Es war perfekt gezapft.

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