28.02.2014

Morgen früh, wenn es dämmert und Nebel aus dem Flussbett steigt, werde ich wieder fluchen und mich fragen, warum ich das überhaupt mache. Natürlich, weil es Spaß macht und entspannt – besonders die Dusche und der Dopio danach.
Und dieses fiese Luder, jener zum Ende hin brutalisierende Anstieg, dort beim Gymnasium, zum Aussichtspunkt hin, ein Ort mit wundervollem Ausblick auf das genannte Flussbett, das werde ich auch mit meinen Brooks bezwingen.
Und dann wird er mir begegnen, wie gewohnt, mitten im Wald, zwischen Buchen und Eschen, dieser andere Jogger, der einen ähnlichen Laufrhythmus hat, wie ich. Ein, zwei Jahre ist er älter, es scheint zumindest so. Stets grüße ich ihn sehr freundlich, während ich endlich ein bisschen bergab traben darf und er sich mühevoll bergan wuchten muss. Kein Lächeln schenkt er mir, keinen Blick. Nichts – außer Nichtachtung. Er sieht verbissen aus. Er kämpft mit sich. Gegen sich. Hasst sich, mich – und vielleicht auch die Welt.
Wenn er mich dann passiert hat und ich nur noch seinen stampfenden Tritt und ein irgendwie eckiges Atmen höre, drehe ich mich kurz um – und sehe meinen eigenen Schatten davon rennen. Er trägt den gleichen Hoodie, den ich 2012 besaß. Und der Schweiß, der von den Ästen abtropft, riecht nach Angst und Trauer.
Vielleicht schenke ich dem bekannten Läufer ohne Namen morgen wortlos einen Apfel.
Und ein noch freundlicheres Lächeln als sonst.

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