Fate drives you insane

1988. Ein Freitag im Winter. Auf dem Weg ins Programmkino. Damals gab es noch „Lange-Film-Nächte“. Gezeigt wurde ein Double-Feature: »Betty Blue« von Beneix und »9 1/2 Wochen«. Sie saß neben mir im rostigen Renault 14 — meinem ersten Auto; in zwölf Monaten würde ich die 1200 Mark abbezahlt haben, die ich mir für diese Kiste zusammengeliehen hatte. Es war schweinekalt in dieser Nacht, doch sie trug nur einen kurzen schwarzen Rock und darunter eine hauchdünne schwarze Strumpfhose. Das war cool. Damals.
Ich liebte sie. Das tat ich schon vorher. Zwischendurch allerdings — aus Gründen, die ich hier weder nennen noch beschreiben möchte — eine zeitlang nicht mehr.
Wir hielten an einer Nachttanke. Sie wollte ein Eis. Warum nicht? Nach zwei Minuten stieg sie wieder ein und lutschte hingebungsvoll am Cornetto Erdbeer. Das war so süß.
Während der Fahrt ins Kino schwiegen wir. Die einzigen Geräusche im Renault waren der rumpelnde Motor, das Schmatzen von Zunge auf Eis und die Musik aus dem Autoradio.

— Schöne Musik haste da. Was is’n das?
— Peter Murphy.
— Aha.

Ich wollte sie auf der Stelle küssen. Dafür musste ich allerdings noch bis zum Morgengrauen warten. Ich trug sie Huckepack zum Auto. Sie lachte laut. Und mir wurde klar, dass wirklich alles seine Zeit hat.
 
 
Peter Murphy – Time Has Got Nothing To Do With It

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