Rosen. Der Stille.

Sie sitzen in einem Restaurant, und zum Essen ertönt aus dem Lautsprecher laute, rhythmische Musik.
Sabina sagt: »Das ist ein Teufelskreis. Die Leute werden schwerhörig, weil sie immer lautere Musik hören. Und weil sie schwerhörig sind, bleibt ihnen nichts anderes übrig als noch lauter aufzudrehen.«
»Du magst keine Musik?« fragt Franz.
»Nein«, sagt Sabina. Und dann fügt sie hinzu: »Vielleicht, wenn ich in einer anderen Zeit gelebt hätte…«, und sie denkt an die Epoche von Johann Sebastian Bach, als die Musik einer Rose glich, die blühte im unendlichen Schneefeld der Stille.

— Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (1984)

Ich brauchte fast ein Vierteljahrhundert, um gänzlich zu begreifen, was Sabina damit meint.

In kleinen Dosen

By montillon [ http://www.flickr.com/photos/montillon/3216317664 ] CC-BY-SAMeine Schwester arbeitet in der chemischen Forschung. Während ihrer Ausbildungszeit war es üblich, verharzte Hände mit Benzol zu reinigen. Das funktionierte auch ganz prima — bis man heraus fand, dass diese aromatische Verbindung schwer krebserrregend ist.
Auch verstieg man sicher früher in der Annahme, ein Fluss wäre sauber — bis es Messgeräte gab, die kleinste Mengen von Cadmium im ppm-Bereich nachweisen konnten.

Was sagt uns das?

  1. Die Wissenschaft bleibt nicht stehen, sie macht Fortschritte, sie lernt nie aus.
  2. Wissenschaftliche Ergebnisse sind also relativ und niemals abschließend.
  3. Was man nicht sucht, wird man (meist) nicht finden.
  4. Etwas, was momentan noch nicht nachweisbar ist, wird man zukünftig vielleicht beweisen können.

Das alles finde ich super. Wissenschaft ist töfte, macht hin und wieder sogar Spaß, hält den Verstand auf Trab und ist das bisher beste Mittel, der Realität immer näher auf die Pelle zu rücken.
Vielleicht findet man dann auch irgendwann heraus, dass Homöopathie und andere alternative Heilmethoden tatsächlich wirken. Oder das alles eben doch nur Scharlatanerie brutalsten Ausmaßes ist.

Bis dahin werde ich deshalb vermeiden, solche Diskussionen erneut zu führen.
Weil ich weiss, dass ich (eigentlich) nichts weiss.