Hätt‘ ich ein größeres Gehirn

Jeder andere wäre gnadenlos in den Kitsch entglitten – bei diesem Thema: Hühnermassenhaltung: Herzschmerz und »Ein bißchen Frieden.« Doch Peter Broderick, dieser geniale und noch sehr junge Poet, schafft das nahezu Unmögliche und eröffnet uns durch seine gefühlvolle Introspektion in das Hirn eines Schnitzels in spe völlig neue Zugangswege zum Leid dieser gefiederten Insustrieprodukte. Schon allein der Titel des Songs – »Human Eyeballs on Toast« – verdient Respekt: Selten wurde berechtigte Wut so kunstvoll-assoziativ in Worte gemeißelt. Und dient obendrein als Allegorie der gegenwärtigen conditio humana.

Das Stück ist übrigens Titel No. 2 seines kürzlich auf Bella Union erschienen Albums »How They Are«, das quasi in einem Rutsch und ungefiltert auf einem 4-Spur-Rekorder aufgenommen wurde.

Dass dieses Album empfehlenswert ist muss ich hier nicht extra erwähnen.
Erwähnen möchte ich allerdings, dass Peter in Kürze einer seiner seltenen Auftritte in Deutschland hat:
Am 12. Oktober im Steinbruch, Duisburg.
Und ich werde natürlich da sein.
 
 
Peter Broderick – Human Eyeballs On Toast (Studio Recording)

16 Songs von Peter Broderick als freier Download

© Peter Broderick [http://www.flickr.com/photos/peterbroderick]Als ich das Album »Home« (Type Records) von Peter Broderick vor einem Jahr zum ersten Mal in den Player schob, erwartete ich nichts Großes – die Scheibe des gerade mal 22 Jahre jungen Amerikaners im dänischen Exil war von Thaddi auf De:Bug irgendwie schon zu subtil gehyped worden. Das macht mich generell skeptisch. Trotzdem wollte ich wissen, ob nicht doch – und wenn ‚ja‘: was –  dran war an seiner Musik.

Kurz gesagt: »Home« zog mir ungefragt die Socken runter und läuft seitdem hier in Heavy Rotation. Um eine Idee von Peters Musik zu bekommen: Stell sie dir als inoffizieller Soundtrack für »Into The Wild« von Sean Penn vor.

Was mich besonders verblüfft, ist die Tatsache, wie man in so jungem Alter Musik derartiger Deepness hin kriegt. Peter ist nicht nur ein begnadeter Multiintrumentalist, sondern schafft es, den Hörer ganz tief drinnen ganz tief zu berühren. Das gibt es nicht so oft.

Das Musik-Blog Victory Rose macht mich gerade darauf aufmerksam, dass Peter eine Flickr-Foto-Site pflegt – und dort auch regelmäßig Songs zum freien Download anbietet. Ingesamt sind es nun 16 Songs bzw. Fragmente, die Peter dort eingestellt hat. Sie pendeln zwischen Neo Folk und Modern Classics, sind teilweise extrem gut produziert, andererseits auch in sehr rohem Zustand.
Was alle allerdings verbindet: Sie sind wirklich extrem höhrenswert.

Besinnung auf das Wesentliche

Ich muss seit einiger Zeit Situationen ertragen, die aufgrund unnötiger Reibungsverluste mein Wohlergehen ungemein zu beeinträchtigen drohen — erzeugt von hier nicht namentlich genannten Mitmenschen (die gern Profis wären, aber bestenfalls und mit viel Glück in der Amateurliga spielen).

Dies passiert nicht im wirklichen Leben — also, nicht da, wo es wesentlich ist.

All jenen, die das Leben nicht als großes Spiel begreifen und über so ein Problem weglächeln können, leistet Peter Brodericks wunderbarer Song »And It’s Alright« vom ebenso wunderbaren Label Hush Records den dankbaren Dienst, sie in Momenten, in denen sie von Ohnmacht umnachtet scheinen, wieder auf die Beine und den Boden der Tatsachen zu helfen.
Zu dem also, was tatsächlich zählt.
Zum Beispiel: Sieben Sternschnuppen in einer Nacht zu sehen.

Nicht vergessen: Es sind immer die kleinen Dinge, die wirklich bedeutsam sind.
 
 
Peter Broderick – And It’s Alright