19.05.2023

Momente (XII)

 

Vielleicht wurde mir diese Gabe einst aufgenötigt, um zu überleben: andere Menschen lesen zu lernen. Ich weiß es bis heute nicht. Eigentlich ist es auch egal, warum. Lange Zeit nutze ich diese Fähigkeit, um das zu erzwingen, an dem es mir mangelte – hilflos, ungefragt, übergriffig, manipulativ. Das kann ich nicht mehr ändern, retrospektiv. Es tut mir leid.

Aber ich verurteile mich deshalb nicht (mehr), ich sehe und verstehe das einst leidende Kind. Und nun, als reifer Mann, ist es anders und klarer: Diese Gabe, dieser Fluch, dies ist eine Polarität.

Was einst mir galt – und nur mir allein – gilt es zu verschenken. An das ebenso leidende Gegenüber, wenn gefragt und immer nur als Angebot. Aber stets aus Liebe. Und dem Wunsch nach Begegnung. Und Heilung.

PS: Alles Gute zum Geburtstag, Beate; I owe you so much – and deserve so little.

Leaving Laurel – a love, a loss

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