11.01.2014

Je mehr ich versuche,
mich neu zu »erfinden«,
umso näher komme ich jenen mentalen Endmöranen,
die so lange einfach nur unter Wasserglas lagerten.

Dies zu wissen beruhigt enorm.

10.01.2014

Erwartungen runter schrauben.
Bewertungen vermeiden.
Es versuchen, zumindest.

In einer Welt voll rhizomatischer Spektakel, die sämtliches Begehr ins Übermenschliche hochjazzt und Benchmarks bereits im Kindergarten etabliert. 

Das ist Speed-Zen für Profis, Guerilla-Meditation für Trickster.
Und wirklich nichts für chronisch-anaerobe Wegatmer und grenzdebile Dauergrinser.

Leider.

09.01.2014

LEKTIONEN IN DEMUT (2)

Meister Matussek.
Medienästhetik der Schrift.
Darum geht‘s.
Eigentlich.
Erfahren jedoch: Etwas über die Ursachen von Unglück.
Es sind zumeist die zu hohen Erwartungen.

Nicht der Meister sagt das, sondern eine junge Frau.
18 vielleicht, ist sie, höchstens 19. Eine Kommilitonin.

Ich wünschte, ich hätte in ihrem Alter schon diese Weisheit gehabt.
Obwohl: Dann säße ich wohl kaum in der Reihe hinter ihr.

Und ich würde mich jetzt auch nicht mit noch mehr Dank vor ihr verbeugen.
Mit diesen Worten, die gerade unbeholfen zu mir durchdringen.

08.01.2014

Sätze.
Austauschsätze.

Zur Abwechslung ein kleiner fundamentalontologischer Diskurs in Bezug auf ‘Seinsqualitäten’.

GUT
»Eine gute Geschichte muss den Leser an die Hand nehmen, ihn zu existentiellen Abgründen führen – und die Hand dann einfach loslassen.«
– Michael Bayer, in: Seiner eigenen Schreibe – 1993-2013

BESSER
»Wenn eine Geschichte ihren Leser nicht zu einem besse­ren Menschen machen würde, dann würde es sich nicht lohnen, sie zu schreiben.«
– Haruki Murakami, in: DIE ZEIT 03/2014

07.01.2014

LEKTIONEN IN DEMUT (1)

Im Moment des Loslassens, als ich mich gerade gänzlich aufgebe, klingelt das Telefon.
ER* ist dran.
– Bist du bereit?
– Bereit? Wofür?
– Für ein gepflegtes Häppchen Wirklichkeit, Alter.
Ich überlege. Bin unsicher.
– Ja? Ich wusste es! Großartig. Okay, lass uns anfangen.
Ich schnappe nach Luft, will intervenieren – ein leises Klicken in der Leitung, tuut-tuut.
ER hat aufgelegt.
Ich warte.
Und warte.
Und warte noch ein bisschen.
Schweife ab.

Und dann passiert es!

* Gott, Allah, dein Anlageberater – bitte hier persönlichen Favoriten ergänzen

06.01.2014

Stress-Termin am Nachmittag: Deutsche Bahn kaputt, Auto genommen.

Mehrfach verfahren. In Köln. Ich! 13 Jahre habe ich da gewohnt. So was.

Alles, was lebt, bewegt sich: Ampelanlagen, Linksabbiegerspuren, Einbahnstraßen, ganze Straßenzüge – und manchmal auch betoniert gelaubte Selbst- und Weltbilder.

ER SO: Und was genau war dein Part bei diesem irre komplexen Projekt? Analyse und Strategie? Mehr Konzept, UX? Oder doch eher das Wording?

ICH: Mein Part war alles. Außer das Buntmachen. Obendrein aber noch ‘n bisken PM und TL.

ER SO: (Mund auf, Augen auf, Schweigen)

Mir dämmert, was ich gerade gesagt habe.

Mir wird mir klar, was die Anderen™ an mir hatten. Damals®

Ich lache kurz auf. Nur einmal. Ganz leise. Von ganz tief unten.

Schöner Termin am Nachmittag!

05.01.2014

Sätze.
Gegensätze.

AUSSEN/TAG
Belacht von Sonne und Licht

   ÜBERBLENDUNG AUF:

INNEN/TAG
Reise ans Ende der Nacht.

Im Museum gewesen. Geweint (fast):
Nevinsons »Paths of Glory«. Oil on canvas. 1917. WW1.

So junges Leben, kaum begonnen, so vorbei.
Das bartlose Gesicht: Ungläubig im Morast.
Die letzten Worte über die Lippen, womöglich: »Mother«.
Der blaue Himmel: Unerreichbar nah.

Zärtlichkeit schmerzt in und außer mir Gleichgültigkeit.

Der Krieg ist nicht vorbei. Oh nein!
It’s time for some civil war now, baby.

Komm und siehe:
Jihadisten-Bürgertum. Wertkonservative Palettenware im Sonntagsstaat.
Cordbehost, teurer Zwirn.
Liberal-intellektueller Geist.
Weltbild von der Stange.

So erfolgreich, offenbar.
Und eben so: traurig.
Und tiefer drinnen: noch mehr davon und obendrein so mutterseelenalleingelassen, verdammtnochmal!
Zum Kotzen.
Die Leute.

Dann, plötzlich: Musik.
Eine einfache Melodie, ganz leise singt es, singt in mir:

»It’s shooting light and I’m feeling again.
Is this love that I’m feeling again?«

Die Antwort lautet: Eindeutig, ja.

04.01.2014

Sätze.
Umsätze.

Wut, tief drinnen. Unbehaglich erst, dann der Fundus ausgebrannt.
Hass auf unsichtbare Feinde findet immer Opfer, ganz konkret – auch mich.

Melville spielt Munch die Karten zu – angezählt, ausgezählt. Strike!
Zucken in der Krone und Triebsand im Getreide.

»I would prefer not to.«
Ganz leise, zärtlich – sanftes Semtex geschleudert gegen das Spektakel.
Nein. Nicht ich bin falsch.

Raus bist du!

Die Regeln wachsen jetzt auf meinem Feld. Ich nehme mir, was wahr. Ökonomisch ist das sicher nicht.
»Count me out«, vermesst eure Scheinwelt fortan allein.
Lächelnd stehe ich am Pier, flüstere, damit ihr’s hört: »Meditation is a waste of good shopping time« – dann gebe ich eurem sinkenden Kahn noch einen letzen Tritt, ganz sanft, so sanft ich kann. Der Sturm kommt eh von alleine auf.

03.01.2014

Sätze.
Glaubenssätze.

Früher, also gestern, da hoffte ich, dass Worte und Begriffe, durch ihre Bedeutung und Kraft, mir den Kosmos zu Füßen legen täten – und zwar in Gänze, bitteschön.
Allerdings setzte ich mir damit nur die stalinistische Narrenkappe eines Phobio-Rationalisten auf, der sich erst hinter, dann lange in einem orthographischen Panzer verschanzt – voll paranoider Arroganz und infantiler Ignoranz.

Gänzlich ausgefüllt mit selbstverliebter Erretter-Romantik – sprich: onanistischen Restzuckungen – strich ich mein Leben am Horizont in grobem Pastiche vorbei.

Bis mir dieser knorrige Ostzonen-Quercus ein Bein stellte!
Nun, um ehrlich zu sein: Er hielt mir eine Hand hin. Nicht, um zu Betteln, nein: um demütig all die Tränen aufzufangen, die zwischen mir und der Wirklichkeit standen.

Nun weiß ich: Wahr-Nehmen ist Nicht-Glauben.
Zunehmend begreife ich das besser.
Allerdings: Nicht alle können das so sehen.

Das muss man nicht so ernst-nehmen.
Ich nehme mich ja auch nicht mehr so: ernst.

Glaube ich zumindest.