Fräulein Rottenmeier habe ich erfunden, gar Großes hatte ich mit ihr vor, vermessen half ich der Fiktion auf die Sprünge, verplante gegenwärtig alle Zukunft, schob verschämt und mit pochendem Herzen einen Zettel ihr unter, hoffend, die Handlung voran zu treiben, verstieg mich regelrecht in demiurgischer Allmacht, wähnte mich erlöst beim Erscheinen der manipulierten Koindizenz — doch ich erschrak bloß aufs Heftigste, als Fraulein Rottenmeier einfach ausstieg. Ohne eine Wort.
Ich hätte es wissen müssen.
Wer hat Ihnen das Recht gegeben, mit solchen Dingen wie Liebe zu spielen? Ihr Talent? Davon haben Sie doch nur ein Gramm. Wenn es auch mehr wäre, so wäre das gleichgültig — ein Talent ist geschaffen, um den Menschen Freude zu bereiten, und nicht die Menschen sind geschaffen, damit dieses Talent wuchert wie ein Giftpilz. Ein echter Mensch muss in allem echt sein: in den Versen, im Leben und in den Kleinigkeiten. Sie aber sind kein echter. Auch ihre Verse sind Lug und Trug. Sie haben sich mit ihnen aufgeputzt wie mit einem schönen Anzug, um sich vor den Leuten aufzuspielen. Das ist alles, was Ihnen ein so ein kleines und dummes Mädchen sagen kann. Leben Sie wohl.
— Konstantin Paustowskij: Die Windrose (1947)
Epic45 – In all the empty houses