Es schneit

In dieser Nacht,
in diesem Augenblick der Nacht,
ich glaube, selbst wenn die Götter in Brand stecken
würden
die Welt,
bliebe von ihr stets eine Glut,
um wiederzuerblühen als Rose
im Unbekannten.

Nicht ich bin’s, der das dachte, der das sagte,
sondern diese Winternacht,
sondern ein Augenblick, vergangen bereits, dieser
Winternacht.

 
 
— Philippe Jaccottet, aus: Antworten am Wegrand (2001)

Als Soundtrack zu diesem Gedicht eignet sich perfekt der minimale Track von Pantha Du Prince, dessen wunderbares und subtil spirituelles Album »Black Noise« am 8. Februar bei Rough Trade erscheint. Ein Gros der Magie dieser Musik entsteht möglicherweise durch die Verwendung zahlreicher Field Recordings aus den Schweizer Bergen
 
 
Pantha Du Prince – Es Schneit

Heroes – We can be us, just for one day

Im Zug gesessen. Musik gehört. Geweint.
 
 

Offenbar ist es nicht mehr erlaubt, das Wort Schönheit zu gebrauchen. Natürlich, es ist furchtbar abgenutzt. Und dennoch kenne ich die Sache gut. Gewiß ist dieses Urteil über Bäume merkwürdig, wenn man darüber nachdenkt. Was mich angeht, der wirklich nicht viel von der Welt versteht, so frage ich mich langsam, ob jenes »Allerschönste«, das ich instinktiv als solches empfand, nicht das ist, was dem Geheimnis der Welt am nächsten kommt, die getreueste Übersetzung der Botschaft, von der man zuweilen glaubt, sie würde uns zugeworfen durch die Luft; oder, wenn man so will, die richtige Öffnung auf das, was anders nicht erfasst werden kann, auf diese Art von Raum, den man nicht betreten kann, den jedoch sie für einen Augenblick enthüllt. Wenn nicht etwas Ähnliches dahintersteckt, wären wir schön dumm, darauf hereinzufallen.

 
Philippe Jaccottet, in: Der Unwissende

EDIT:

Heroes« is heroism in the face of oppression. It’s something triumphant despite the desparate situation. […] We tried a few ways in looking at it and it always felt a bit like a »bar-band« and I wasn’t very happy. Then I’m started finding some guitar – acoustic guitar samples – that became a sound-texture. And although one of the rules for the record was not to use guitars or drums, it created enough of the mood. So then, having set up this mood, I think is around the time, that we first met John Metcalfe and I started thinking: This guy’s amazing, I’d love to work with him! And then he took that away, took the vocals off and started putting in his own arrangement. And it’s pretty much exactly what he came back with, which I thought was one of the best arrangements – string arrangements – I’d ever heared on a rock song. I think it’s beautiful. Because – without any drums, without any drive of enormous Rock ’n Roll tools, which always seem to keep out of the original song – there’s an enormous tension, that sort of explodes out and which is why I chose it to open the record.

— Peter Gabriel über »Heroes« @ Fullmoon Club Podcast
 
 
Peter Gabriel – Heroes

Der Job (revisited)

Phlippe Jaccottet musste wohl erst 85 werden, damit ich ihn entdecke. Und nun lächelt auch Konstantin Paustowskij gütig von seiner Wolke; macht mir Mut.

Wenn ich doch etwas gewollt habe in diesem Leben, in dieser Arbeit, dann dies: So wenig wie möglich zu mogeln; weder der Versuchung der Eloquenz nachzugeben noch den Verführungen des Traums oder den Reizen des Ornaments; genausowenig den gebieterischen Vereinfachungen des Intellekts oder dem falschen Glanz der Okkultismen, ganz gleich, welchen Schlages. Zu versuchen, dem, was man fühlt, immer so nahe wie möglich zu bleiben, als gebe es wirklich Wendungen, Rhythmen, Worte, die »wahrer« sind als andere; als gebe es, trotz allem, eine Art von »Wahrheit«, die ein, ich weiß nicht welches, Sinnesorgan in uns genauso aufspüren würde wie die Lüge. Und wenn es diese Art von Wahrheit geben sollte, folgte für uns daraus nicht notwendigerweise eine Art von Hoffnung?

— Philippe Jaccottet (2002), im Vorwort zu: Der Unwissende

In loser Folge werde ich hier weitere Texte von Jaccottet einstreuen. Sie sind es wert. Und noch viel mehr als das.