11.04.2014

Als ich heute bei Tagesanbruch an der Sieg entlang lief, stand er mir unvermittelt gegenüber: Minimi. Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen. Er sah scheiße aus. Mager, unrasiert, bleich. Wir gingen ein Stück nebeneinander. Ich schwieg. Er schwieg. Es dauerte nicht lang und in einem schier unstoppbaren Schwall aus Worten, Gesten und Blicken ergoß sich sein existentielles Leid direkt vor meine Füße. Ich kannte das bereits. Diesmal jedoch tappte ich nicht in die Falle und konnte dem Drang widerstehen, in sein Lamento einzustimmen. Ich ließ einfach abtropfen. Nicht, dass ich gefühllos war oder hart – ich hörte einfach nur zu. Ohne zu werten. Hörte zu, bis ganz zum Ende. Minimi war irgendwann leer. Er wartete auf Reaktion. Und ich tat genau das, womit er nicht gerechnet hatte, ich umarmte ihn stumm – und objektivierte dann sachlich seine Ängste, Zweifel und Panikpocken. Interessiert hörte er zu, dachte und spürte über meine Worte nach, lächelte sogar – genau zwei Mal!
Als nichts mehr zu sagen war, trennten sich unsere Wege. Ich trabte weiter Richtung Brücke, er nahm die Abkürzung übers Wasser. Seine nackten Füße hinterließen hübsche konzentrische Kreise auf der Oberfläche. Ich freue mich darauf, Minimi mit Herrn Fäseke und Paul LeChien bekannt zu machen.

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