Rosen. Der Stille.

Sie sitzen in einem Restaurant, und zum Essen ertönt aus dem Lautsprecher laute, rhythmische Musik.
Sabina sagt: »Das ist ein Teufelskreis. Die Leute werden schwerhörig, weil sie immer lautere Musik hören. Und weil sie schwerhörig sind, bleibt ihnen nichts anderes übrig als noch lauter aufzudrehen.«
»Du magst keine Musik?« fragt Franz.
»Nein«, sagt Sabina. Und dann fügt sie hinzu: »Vielleicht, wenn ich in einer anderen Zeit gelebt hätte…«, und sie denkt an die Epoche von Johann Sebastian Bach, als die Musik einer Rose glich, die blühte im unendlichen Schneefeld der Stille.

— Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (1984)

Ich brauchte fast ein Vierteljahrhundert, um gänzlich zu begreifen, was Sabina damit meint.

Es schneit

In dieser Nacht,
in diesem Augenblick der Nacht,
ich glaube, selbst wenn die Götter in Brand stecken
würden
die Welt,
bliebe von ihr stets eine Glut,
um wiederzuerblühen als Rose
im Unbekannten.

Nicht ich bin’s, der das dachte, der das sagte,
sondern diese Winternacht,
sondern ein Augenblick, vergangen bereits, dieser
Winternacht.

 
 
— Philippe Jaccottet, aus: Antworten am Wegrand (2001)

Als Soundtrack zu diesem Gedicht eignet sich perfekt der minimale Track von Pantha Du Prince, dessen wunderbares und subtil spirituelles Album »Black Noise« am 8. Februar bei Rough Trade erscheint. Ein Gros der Magie dieser Musik entsteht möglicherweise durch die Verwendung zahlreicher Field Recordings aus den Schweizer Bergen
 
 
Pantha Du Prince – Es Schneit