Wolfgang hilft

Kaum aus der Psychiatrie entlassen, holte ich mir auf meiner Mansarde einen runter. Im Marienhospital hatte ich keinen Steifen gekriegt, was wohl an dem Hängolin lag, das die mir in den Kaffee gegeben hatten. Nun ging es wieder, und es kam gut, kam sehr gut. Ich fragte mich, ob der jahrelange Sex mit mir selbst dazu geführt hatte, daß ich plemplem geworden war. Aber dann müßten ja alle katholischen Geistlichen und Junggesellen ohne Freundin reif sein für die Klapsmühle. Sind sie es nicht auch? […] Ich wäre sehr gern Schriftsteller geworden, aber was sollte ich schreiben? Sollte ich einen Roman daraus machen, wie ich jeden Tag in die Wirtschaft gehe und mich besaufe? Manche Tage waren ganz unterhaltsam, wenn man den Experten beim Klammern zusah, aber sollte ich schreiben, Erwin spielt die Herz zehn auf, Kurt geht mit der MI drüber, Manfred fängt sie mit dem Jas und Klöte wirft einen bei? Und das auf dreihundert Seiten?

 
— Wolfgang Welt: Doris hilft (Suhrkamp st 4051)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert